Zur heutigen sowie zukünftigen Erhaltung und Weitergabe der Techniken des Katayama-ryu iai- kenjutsu.

Syuki 習気

Shūki 習気 „Die ideale Geisteshaltung, die sich ein Krieger aneignen sollte“

syuki_1 Das Zeichen shū bedeutet „zu lernen“ oder „zu verinnerlichen“, während sich ki mit “ ideale/erstrebenswerte Geisteshaltung“ oder auch „Gesinnung/Geist/Bewusstsein“ übersetzten lässt. Shūki 習気 bezeichnet also die ideale Geisteshaltung, die sich ein Krieger aneignen sollte.   Man mag über ein herausragendes Gespür und eine überlegene Technik verfügen, doch wenn man sich nicht im richtigen Bereitschaftszustand befindet, wird einen der Ernstfall so aus der Fassung bringen, dass man nicht dazu in der Lage ist, die Dinge, die man auf geistigem Niveau versteht und auf physischem Niveau gemeistert hat, unmittelbar umzusetzen. Das Zeichen shū setzt sich aus den Zeichen für “Flügel“ und “Sonne“ zusammen. Wenn ein Küken versucht, das Fliegen zu erlernen, schlägt es jeden Tag immer und immer wieder mit den Flügeln und wiederholt unendlich oft dieselbe Bewegung, während es sich fragt: „Werde ich heute vom Boden abheben? Werde ich heute Fortschritte machen?“ Wenn es den korrekten Bewegungsablauf solange übt, bis er vollkommen zur Gewohnheit wird, wird sich dieser einprägen und die Unfähigkeit zu fliegen verschwinden, selbst wenn das Küken nicht bewusst darüber nachdenkt. Wenn man auf diese Art und Weise mit einem ruhigen Geist trainiert, während man seine besten Techniken nutzt, wird man nicht die Fassung verlieren oder Zweifel haben, wenn es darauf ankommt. Kōjūkōge 剛柔高下  Das Zeichen kō bedeutet “stark“ oder “mutig“, das Zeichen jū dagegen “flexibel“. Kō bedeutet “hoch“ im Bezug auf Status oder Position, wohingegen ge “niedrig“ heißt. Kōjūkōge 剛柔高下 bezeichnet also “Dinge, die stark und Dinge, die flexibel sind“ sowie “Dinge von hoher und Dinge von niedriger Statur“.   Wenn sich aufgrund von Ereignissen oder anderen Dingen ein Sinneswandel vollzieht, ist man nicht länger dazu in der Lage den Weg der Kampfkunst – oder budō – zu verfolgen. Das ist so, weil bu (wörtlich “kriegerisch“, kann hier aber auch mit “Kampfkunst“ übersetzt werden) Techniken sind, die resolut eingesetzt werden, um eine Situation schnell unter Kontrolle zu bringen. Wenn man nicht willensstark ist, wird man nicht dazu fähig sein, entschlossen zu reagieren, und somit nichts erreichen.   Wenn andererseits der eigene Wille zu starr ist, wird es unmöglich sein, sich seinem Gegner schnell anzupassen, wenn man ihm gegenüber steht. Jū heißt, sich seiner eigenen Fehler bewusst zu sein und mit Sanftmut zu handeln, ohne sich leicht reizen zu lassen. Kō bedeutet, seine eigenen Stärken auszubauen und sich nicht einschüchtern zu lassen. Jemand, der sowohl kō als auch jū kultiviert hat, ist in seiner Art weder “hoch“ (kō ) noch “niedrig“ (ge ). Er ist also weder zu vornehm noch zu nieder und ist in allen Dingen gemäßigt. Es wird gesagt, dass ein solcher Mensch das Schwert zur Seite legen und ein Gedicht schreiben oder in Ruhe die Saiten eines Koto (japanisches Musikinstrument) zupfen kann, selbst wenn sich ihm ein Gegner nähert. Dies sei so, weil eine solche Person einen klaren Geist hat, der es ihr ermöglicht, intuitiv abzusehen, was geschehen wird, so dass er sich bereits für eine angemessene Vorgehensweise entschieden hat, noch bevor sein Gegner sich ihm nähert. spring_9sSeiyō-no-ki 青陽之気  Das Zeichen sei bedeutet “grün“, das Zeichen yō hingegen “die Sonne“, gemeinsam stehen sie als Seiyō für青陽 “Frühling“. No ist ein Partikel, das den Besitz anzeigt und ki heißt so viel wie “Geisteszustand“. Zusammengesetzt bedeutet Seiyō-no-ki 青陽之気 “im Geist des Frühlings“.   Sei 青 weist auf den Frühling und den zweiten Monat hin (in modernem Japanisch würde man dies als Februar übersetzten, doch in der Edo-Zeit war der zweite Monat etwas später im Jahr und lag deswegen näher an der Frühlingszeit). Ein Krieger muss im Umgang mit anderen immer eine klare Haltung haben und er muss dieses Verhalten beständig pflegen. Im Frühling ist das Wetter milde und der Segen neuen Lebens entspringt den Bergen und Flüssen im ganzen Land, das Tierreich wirft neue Junge und Bäume und andere Pflanzen knospen. Jemand, der eine solche Reinheit des Geistes besitzt, ist reich an Weisheit, besitzt keine Vorurteile, lässt kein Vorhaben unbeendet, ist mit vielen Dingen gesegnet und hat – selbst wenn er über andere herrscht – kein Interesse an Tätigkeiten, die das Töten anderer beinhalten. Das ist Seiyō-no-ki 青陽之気. Komyō-no-ki 虎猫之気  Ko bedeutet “Tiger“, myō „Katze“. No ist ein Partikel, das den Besitz anzeigt, und ki bedeutet “Geisteszustand“. Komyo-no-ki 虎猫之気 kann daher als “in der Art eines Tigers oder einer Katze“ übersetzt werden.   Häufig hört man, dass bujin (solche die dem Weg des bu folgen) einen Geist kultivieren, der so standhaft ist wie ein Berg. Dies lässt sich besser verstehen, wenn man als Beispiel einen Tiger oder eine Katze betrachtet. Tiger sind stark (wörtlich „stark in den Hüften“) und haben einen langen Schweif, doch sie lassen sich nicht wie Füchse zu niederen Verhaltensweisen herab. Ihre grundlegende Aufmerksamkeit erstreckt sich bis zu ihrem Schweif; sie bewegen sich ungehindert. Katzen sind den Tigern verwandt, unterscheiden sich jedoch in ihrer Stärke. Doch ihr Sinn zur Verteidigung und ihre umfassende Wahrnehmung gleichen denen des Tigers. Obwohl sich also Tiger und Katzen in ihrer Kraft unterscheiden, teilen sie ihre Vorsicht und ihre Bereitschaft, sich zu verteidigen. Somit zeichnen sich beide durch eine Unerschütterlichkeit aus, die an einen Berg erinnert . Beim Ziehen des Schwertes beginnt die Bewegung in der rechten Schulter. Man bringt sie in eine stabile Position und lässt sie so unerschütterlich wie ein Tiger werden. Anders ausgedrückt: Das Schwert nicht zu ziehen ist das, was man als den richtigen Weg bezeichnet. Truppen nicht unnötig vorrücken zu lassen, das Schwert nicht zu ziehen und die Hüften zu senken, so dass man unerschütterlich wie ein Berg ist und nicht überstürzt handelt –das bezeichnet man als Komyō-no-ki 虎猫之気 spring_10sKaichū-no-ki 海中之気  Kai bedeutet “Meer“ und chū “in (der Mitte von)“. No ist ein Partikel, das den Besitz anzeigt, und ki bedeutet “Geisteszustand“. Kaichū-no-ki 海中之気 kann also mit “mit dem Gefühl, im Meer zu sein“ übersetzt werden.   Dies ist der Geisteszustand, der einen dazu bewegt, Versprechen nicht zu brechen, Erwartungen nicht zu enttäuschen, die Herangehensweisen anderer bei einer Zusammenarbeit zu akzeptieren, um sich selbst anzutreiben – unabhängig davon, ob ihre Motive gut, schlecht, rein oder böswillig sind – und dann entsprechend mit ihnen umzugehen. Das Meer ist riesig und weist unreine Dinge nicht ab; es wählt nicht, was es will, und nimmt alles auf, das in es hineinfließt. Weder ignoriert es die Dinge, die es empfangen hat, noch unterbricht es die Dinge, die im Begriff sind, hereinzukommen. Im Einklang mit Himmel und Erde und in Übereinstimmung mit den Grundprinzipien der Natur zu handeln, so wie beispielsweise das Wasser des Meeres ohne Pause steigt und fällt, das ist die Lehre von Kaichū-no-ki 海中之気 Futai-no-ki 不待之気  Das Zeichen fu ist ein negatives Präfix mit der Bedeutung “nicht zu tun“ und tai heißt so viel wie “warten“. Futai 不待 lässt sich also mit “nicht warten“ übersetzen. No ist ein Partikel, das den Besitz anzeigt, und ki bedeutet “Geisteszustand“. Zusammengesetzt bedeutet Futai-no-ki 不待之気 dementsprechend “der Wert darin, nicht zu warten oder zu zögern“.   Keine Vorbereitungen für einen eventuellen Gast zu treffen oder als Gast nicht vorzuhaben zu gehen ist der Zustand von Futai. Weil ein Gast zu Besuch kommt, wartet man und weil man ihn erwartet, kommt der Gast zu Besuch. Oder anders ausgedrückt: Wenn niemand wartet, wird kein Gast erscheinen. Wenn man jemandem Unsinn erzählt, wird man keine vernünftige Antwort bekommen. So wird zum Beispiel von Alters her gesagt, dass, wenn man sich in eine Frau vernarrt, wunderschöne Frauen in den eigenen Träumen erscheinen werden. Und wenn man an eine Religion glaubt, wird man so Göttern begegnen, die in dieser Welt nicht existieren sollten. Verwirrung entsteht jedoch dann, wenn man seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Zwischen Himmel und Erde vergehen jene Dinge, die zögern und sich nicht bewegen, weil sie der wahren Natur der Dinge widersprechen. Jene, die nicht zögern und stattdessen handeln, leben, weil sie der natürlichen Ordnung der Welt Folge leisten. Es gibt jene, die selbstsüchtig, misstrauisch und zweifelnd gegenüber diesem und jenem sind und nie eine Entscheidung reffen. Angelegenheiten nicht unnötig herauszuzögern, das ist die Lehre von Futai-no-ki 不待之気. zen_2Akuki 握気  Das Zeichen aku bedeutet “zu ergreifen“ und ki heißt “Geisteszustand“. Die Bedeutung von Akuki 握気 (oder Akki) ist also die Eigenschaft, beständig an etwas festzuhalten. Aku bedeutet, etwas in seiner Hand zu halten. Das Leben eines Krieger besteht zweifellos daraus, zu schlafen, aufzuwachen und anschließend seinen Alttag zu bewältigen, während man die allgegenwärtige Gefährdung des eigenen Lebens im Hinterkopf behält, so dass man, selbst wenn sich ein unerwartetes Gefecht ereignet, nicht die Fassung verliert und stattdessen so damit umgeht, wie man es auch sonst tun würde. In einem besonders ernstzunehmenden Zusammentreffen könnte man erstarren oder seiner Feigheit nachgeben. Deswegen muss man immer dem korrekten Weg folgen und unbeirrt davon absehen, sein Schwert zu ziehen. An den eigenen Überzeugungen festzuhalten und sie so tief verinnerlicht zu haben, dass sich ihnen niemand entgegenstellen kann, wird als Akki 握気bezeichnet. Umgebe dich nicht mit Leuten, die Unruhen verursachen, und befasse dich nicht mit jenen, die Waffen in die Hand nehmen und diese wild umherschwingen. Akki 握気 bedeutet “am richtigen Weg beständig festzuhalten“, oder, den wahren Weg – also das Schwert nicht zu ziehen – zu seinem eigenen Weg zu machen. Man greift nicht nach seinem Schwert und löst eine Situation, ohne es auch zu benutzen. Zusammenfassung   Ein bujin ist jederzeit milde und geduldig, kultiviert einen starken Geist, handelt nicht überstürzt, verhält sich weder zu hochmütig noch zu vulgär (Kōjūkōge 剛柔高下 ), besitzt einen hellen und klaren Geist, ist in allen Dingen gründlich, und niemals unmenschlich (Seiyōno- ki 青陽之気 ), ist standhaft wie ein Tiger und benutzt seinen Verstand wie den Schweif einer Katze (Komyō-no-ki 虎猫之気 ). Bujin halten ihre Versprechen und enttäuschen nicht die Erwartungen anderer, sind aufgeschlossen und tolerant gegenüber allen (Kaichū-no-ki 海中之気), werden nicht durch Zweifel oder Verdacht verwirrt und verlieren auch nicht ihre Fähigkeit zu urteilen (Futai-no-ki 不待之気 ). Und sie behalten zu jeder Zeit im Herzen, dass der wahre Weg vorsieht, das Schwert nicht zu ziehen und jene zu meiden, die nach Ärger suchen (Akki 握気).

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