Zur heutigen sowie zukünftigen Erhaltung und Weitergabe der Techniken des Katayama-ryu iai- kenjutsu.

Jirinden(band 1)

Jirinden (1) Bu ist der natürliche Verzicht von militärischer Gewalt.

Tō-ryū iai no michi wa, bujin masani okonau beki no michi ni shite, motte bu nasu tokoro no jutsu nari」 (Heishū-Jirinden, Vol.1, Heishū-Jirin-Jo)
„Der Weg des iai in dieser Schule muss von dem Krieger um jeden Preis verfolgt werden und ist ein Mittel, um bu zu verwirklichen.“

  Das Heishū-Jirinden (im Folgenden als Jirinden abgekürzt) beginnt mit diesem Vers. Diese einleitende Passage wurde von Katayama Hisataka 1647 geschrieben, dem Schuloberhaupt in zweiter Generation.
「武を為す所の術」“Bu wo nasu tokoro no jutsu“, Was bedeutet das? In seiner Einleitung sagt Hisataka, dass das Studieren von bu (die Kampfkünste) in einem Land in Frieden wie eine wohlhabende Familie ist, die genügsam lebt, während die Vorbereitung von bu in einem Land mit Konflikten wie das Werfen von Wasser auf Feuer ist.

 Häufig wird in der Welt der Kampfkünste „bu“ als „das Stoppen der Waffen“ erklärt. Im Jirinden ist jedoch geschrieben, dass „bu, das Stoppen der Waffen“ nicht das Bezwingen von militärischer Gewalt mit mehr militärischer Gewalt bedeutet, sondern dass wahre „bu“ den natürlichen Verzicht des Gebrauchs militärischer Gewalt bedeutet.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (2) „Mihatsu no iai“ und „Jirin no iai“

 Iai wa, shū to michi onajiu shite kokoroau no ii nari」 (Heishū Jirinden, Vol.1, Iai Wage)
 „
Iai ist den Weg zu bestreiten der für einen bestimmt ist, die eigene Klinge in der Scheide des eigenen Herzens zu tragen, die eigenen Gefühle in Einklang zu bringen und nicht das Schwert zu ziehen.“

 Wage (übers. Versöhnung, Meditation) ist ein Kapitel in dem – einfach gesagt – die Bedeutung von Iai erklärt ist. Der Krieger verfolgt die militärischen Künste, der Bauer arbeitet in der Landwirtschaft, der Handwerker stellt her, während der Kaufmann dem Handel nachgeht. Jeder widmet sich seiner Rolle, welcher er bestimmt ist. Jeder lässt seine Klinge in der Scheide seines Herzens stecken und niemand zieht sein Schwert. Das, so ist es erklärt, ist Iai. Es ist „mihatsu no iai“ (Iai ohne Ziehen).
Die Initiative gegenüber einer anderen Person zu ergreifen („sen wo toru“ bedeutet „die Initiative nehmen“) ist vorteilhaft, aber als Erster zu handeln führt auch zu Konflikten. Natürlich gibt es auch Sachverhalt, die keine Konflikte nach sich ziehen. Das wird „fusō no ri“ genannt oder auch „sen no sen wo toru“ (wörtl. „handeln, bevor die Initiative genommen wurde“). Wenn man imstande ist zu handeln, bevor die Initiative genommen wurde, kann man das Land in Frieden ohne Konflikt regieren. Das wird „jirin no iai“ genannt.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (3) Die Wellen ziehen sich vom Ufer zurück, ohne Spuren zu hinterlassen.

Iso no nami wa, sude ni uchite sumiyakani sonoba wo sari, are masani kyo no chi ni ankyo suru no kakushina nari」 (Heishū Jirinden, Vol.1, Ittō-jutsu)
„Iso-no-nami bedeutet das Schlagen der Wellen gegen das Ufer, welche sich umgehend zurückziehen. Es ist eine Bezeichnung mit einer versteckten Bedeutung: friedvolles Leben an dem Ort, an dem man bestimmt ist zu existieren.“

 „Iso no nami“ (wörtl. „Wellen am Ufer“) ist ein symbolischer Ausdruck, welcher vor allem für die, die Katayama-ryu iai-kenjutsu und Hoki-ryu iaijutsu praktizieren, einen hohen Stellenwert hat. Die steinigen Abschnitte an der Küste werden „磯, iso“ genannt – dies soll also bedeuten, dass, wie die Wellen auf die Steine schlagen, Chaos bezwungen wird, und nachdem dieses besiegt wurde, man sich schnell ohne Spuren zu hinterlassen (wie die Welle) zurückzieht. „Iso no nami“ kann auch mit diesen Kanji geschrieben werden: 居其並, i-sono-nami. Das bedeutet, an einer Welt ohne Ungerechtigkeit festzuhalten, aufrecht und standhaft zu sein. Man handelt und ruht, ebbend und fließend wie die Gezeiten. Wenn sich die Welt im Chaos befindet reagiert man, hält Ungerechtigkeit im Zaum, und wenn Frieden zurück kehrt zieht man sich ohne Spuren zurück. Das ist, was man „kiribiki ippon no iai“ nennt (wörtl. „Iai welches schneidet und sich zurückzieht“).
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (4) Bu ist nicht Kraft und Gewalt

「Toryū ni iu tokoro no bu to wa mōretsu no koto nite wa arazu, kankasokuchi no gi nari」(Heishū Jirinden Vol.1, Iaidai zukai)
„In dieser Schule ist was als Bu bezeichnet wird nicht etwas Gewalttätiges, sondern bedeutet bestimmt und schnell zu handeln, um Chaos zu überwältigen.“

 Das primäre Ziel von Bu ist die Bedeutung von „kankasokuchi (敢果速治)”zu verstehen: bestimmt und schnell zu handeln, um Chaos zu unterdrücken. Wenn deine Niederlage zu einer Lösung einer Störung führt, ist es das Beste schnell besiegt zu werden. Wenn ein Sieg den Frieden bringt, dann sei schnell siegreich und beende das Chaos.
Wenn dein Handeln mit dem Willen des Himmels übereinstimmen, wird es „Shōdō 正道 (der korrekte Weg)” genannt. Von Shōdō Gebrauch zu machen, das Gute oder Böse von Dingen wahrzunehmen, Vorzüge und Mängel von Ereignissen vorauszusagen, Unordnung nicht länger hinzunehmen und zu verhindern, das Chaos überhaupt auftritt – dies ist, was „Budō“ genannt wird, der Weg von Bu.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (5) „Ursprünglich war die Länge der Klinge des Daisho nicht festgelegt“

「Daisho-tō wa motoyori sunshaku no sadame nashi」 (Heishū Jirinden Vol. 1, Tōryū iai katana sunshaku)
„Im Grunde gibt es keine Regel für die Länge des Lang- und Kurzschwerts.“

 Korrekt gesagt gibt es keine festgelegtes Maß was die Länge des Katana betrifft – so lange man ein Schwert gebraucht, welches der eigenen Größe, dem eigenen Gewicht und den eigenen physischen Charakteristiken angemessen ist. Es ist gut, wenn die Tsuba die Faust verdeckt – eine runde Form, so wird gesagt, ist daher geeignet.
In einem Gedicht findet sich der folgende Vers: „Onore o ba kagame, katana nomi wa sorase. Gyōsa wa kaku ni tsuba wa marokare“ („Den Körper geduckt, nur das Katana erstreckt sich gekrümmt. Winkel in Bewegungen zu machen und eine runde Tsuba sind gut.“) „Winkel in Bewegungen zu machen“ ist, wenn der Gegner angreift, erwidern wir entsprechend den Winkeln eines Dreiecks.

Hinweis – die Körpergröße der Menschen während der Edo-Zeit war wahrscheinlich die niedrigste in der Japanischen Geschichte mit etwa 155-157cm. Obwohl gesagt wird, dass die übliche Länge des Katanas während dieser Zeit zwischen 2 shaku 3 sun bis 3 sun 5 bu (70,6 – 71,2 cm) lag, existieren viele kürzere Klingen von 2 shaku 1 sun 5 bu im Stil der „Higo koshirae“, welche in Hoki-ryu iai benutzt wurden. Dies wird damit erklärt, dass bei einem Schnitt in Iai mit einer Hand die Kissaki etwa 8 bis 9 sun (24 bis 27cm) weiter reicht als bei einem zweihändigen Schnitt. Da man ein kürzeres Schwert weit schneller ziehen kann ist dieses in Iai, wo ein Augenblick über Sieg oder Niederlage entscheidet, von Vorteil. Heutzutage gibt es hingegen eine Tendenz größere Schwerter als damals zu benutzen, um saya-biki (das zurückziehen der Schwertscheide während des Ziehens) zu trainieren.
[Bu, Sun, Shaku entsprechen 0,3, 3,03 und 30,3 cm]
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (6) Das Langschwert behebt Ungerechtigkeit. Das Kurzschwert ist in den eigenen Bauch gestoßen.

「Tōryū moppara kenjutsu to shōsuru wa, shinbu ni shite korosazu wo honshi toshite, motte fusei wo osamuru no yue nari」(Heishū Jirinden Vol.1, Tōryū daisho-tō no okite)
„Diese Schule, welche sich selbst ausschließlich als kenjutsu bezeichnet und eine göttliche Kampfkunst (神武 shinbu) ist, mit dem Ziel nicht zu töten, ist bestimmt, um Ungerechtigkeit zu berichtigen.“

 Obwohl wir ein Schwert tragen, das in unsere Hände passt und unseren Stärken entspricht, wird nicht über das Katana entschieden indem man über Vor- und Nachteile seiner Länge debattiert. Ursprünglich war das Schwert (剣, ken, tsurugi) zweischneidig, mit einer Schneide Richtung des Gegners, und einer, die auf einen selbst zeigt. Das Katana (刀) teilt die beiden Schneiden des ken in das lange und das kurze Schwert. Dementsprechend ist das Langschwert ein Werkzeug, um Ungerechtigkeit zu beheben, während das Kurzschwert dazu benutzt wird, den eigenen Bauch zu durchstechen, als Entschuldigung für die eigenen Fehler.

Weder das Lang- noch das Kurzschwert sind Werkzeuge, um seine eigenen Missstände zu begleichen. Die, die das einschneidige Katana tragen, sollten niemals die Bedeutung des zweischneidigen Schwertes vergessen.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (7) Beleuchte Gefahr mit der Flamme der Lampe des eigenen Herzens.

「Shintō no hi wo kakage tsukushite, anchū akirakani ki wo terasu. Kyōri no yoroi wo arawasazu, kanjū motte koko ni iru」(Heishū Jirinden Vol.1, Gokyo no uta, Heikyo no kaname)
„Indem man immer die Flamme in der Lampe des eigenen Herzens erleuchtet hält, können wir selbst die versteckten Gefahren inmitten der Stille hell erleuchten. Lebe mit einem beruhigten Geist, und stelle nicht die Rüstung, umschlossen vom eigenen Geist, zur Schau.“

Das „Gokyo no Uta“ beschreibt fünf Wege des Seins:
 „Heikyo no kaname“ – In normalen, friedvollen Zeiten lebt man mit einem offenen, flexiblen Herzen, während man weder die Gefahren vergisst noch die Rüstung offen zur Schau stellt, welche man in seinem Herzen – selbst inmitten des Friedens – trägt.
 „Kankyo no kaname“ – Fern vom Alltag untersucht man die wahre Natur der Dinge, liest die Zeichen von Ereignissen bevor sie stattfinden und befindet sich in großer Erkenntnis und Bereitschaft, als ob man seine Kleidung im Dunkeln wechselt.
„Sakkyo no kaname“ – In Abgeschlossenheit von Familie und Freunden versucht man seine eigene Bosheit zu eliminieren, um keinen Grund zu haben, seine eigene Klinge (im Herzen) zu beschädigen.
 „Gunkyo no kaname“ – In einer großen Gruppe lebt man ruhig und friedvoll wie die Knospen und Blumen im Frühling aufblühen.
 „Tokukyo no kaname“ – Auf dem Mittelweg verlässt man nicht Wahrheit und Vernunft, man distanziert sich von Feindschaft und kämpft nicht gegen andere Menschen

Der, der das Konzept von „mihatsu no iai“ (Iai ohne zu ziehen) verstanden hat, ist jemand, der den Weg des Kriegers erfüllt. Wenn man darüber hinaus dieses Konzept anderen beibringen kann und Konflikte verhindert, dann kann man sagen hat diese Person den Weg eines Lehrers von Kriegern gemeistert. „mihatsu no iai“ im Land zu verbreiten ist der Weg eines Militärkommandeurs (Bushō no michi).
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (8) Nidō isshi: Zwei bewegen sich, eins bleibt stehen.

「Nidō isshi to ieru koto wa, waza nite shimesu toori, ugoku tokoro no mono areba, todomaru tokoro no mono mo ari.」(Heishu Jirinden, Vol. I, Kōotsu kaigō nidō isshi no setsuge)
„Das Konzept von „nidō isshi“, wie man es in den Techniken sieht, sagt, dass wenn sich etwas bewegt, etwas anderes an seiner Stelle bleibt.“

Schwert, Körper und Beine, die sich zur gleichen Zeit bewegen, nennt man „sandō“ (wörtl. drei Bewegungen); wenn diese drei zur gleichen Zeit innehalten, nennt man das „sanshi“ (wörtl. drei Stopps). Es wird gesagt, dass jemand, der Wissen über Techniken erhalten hat, „sandō sanshi“ nicht gutheißt; selbst in Tenshin Shōden Katori Shintō-ryū ist „sandō sanshi“ untersagt.  In Katayama-ryu wird jedoch „nidō isshi“ (wörtl. zwei Teile bewegen sich, eines bleibt stehen) gelehrt. Der Name ist einfach zu verstehen und in den Techniken anzuwenden. „Nidō isshi“, wie es in den Techniken gezeigt ist, bedeutet, wenn sich etwas bewegt, bleibt etwas anderes stehen. Ohne dies kann man keinen Sieg erlangen.

 Zum Beispiel, in „Iso-no-nami“, wenn eine sitzende Person ihre Hüften hebt und die Hände zum Ziehen des Schwertes an die Tsuka führt, sind die beiden Teile, die sich bewegen, Hände und Beine (Nidō), während der Torso sich nicht bewegt (isshi). Wenn das Schwert gezogen wurde, deckt die rechte Hand den Körper während das linke Bein nach hinten gestreckt wird. Hände und Beine sind die beiden sich bewegenden Teile, während der Körper sich nicht bewegt. Wenn das Schwert sich aufgrund der Rotation wie in der „uhotsu“ Technik bewegt, öffnet sich der Körper zur Seite (katami) – das Schwert und der Körper sind die beiden sich bewegenden Teile, während die Beine unbewegt bleiben. Wenn man zurückweicht lehnt sich der Körper nach vorne und die Beine bewegen ihn schnell von diesem Punkt. Hier sind es Körper und Beine, die sich bewegen, und das Schwert, welches zurück in die Garyu Position geführt wird, bewegt sich nicht.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (9) Ijiriist Würde, Fähigkeit und Theorie

Ijiri to wa, teki ni mukatte susumikatazaru koto naki no na nari」(Heishu Jirinden, Vol. I, Kōotsu kaigō nidō isshi no setsuge)
„Ijiri ist ein Begriff mit der Bedeutung, dass, wenn man sich einem Gegner stellt, man niemals unfähig ist den Sieg zu erlangen.“

 Nicht nur in Iai und Kenjutsu, sondern in allen Kampfkünsten (bugei) gibt es die drei Elemente „位 i, 事 ji und 理 ri“.

„事 Ji“ (oder „waza“) ist die Fähigkeit Körper und Waffe zu nutzen.
„理 Ri“ ist das theoretische Wissen, welches zum Sieg führt.
„位 I“ (oder „kurai“) ist die Würde, die aus dem erlangen von „事 ii“ sowie „理 Ri“ hervorgeht.
Diese drei werden „位事理 ijiri“ genannt.
Im Vergleich zu Anfängern ist das Dreieck von ijiri bei denjenigen, die (jahrelanges) Training (shugyō) gesammelt haben, groß.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (10) Wenn man die Fähigkeit hat, aber keine Würde, wird man zu viel Technik benutzen und verlieren.

業Waza atte 位kurai naki mono wa ooku wa sugite makeru mono nari」(Heishu Jirinden, Vol. I, Kōotsu kaigō nidō isshi no setsuge)
„Solche, die nur Geschick aber keine Würde haben, werden zu viel Technik benutzen und oft besiegt werden.“

  1. Solche mit 事 ji (Fähigkeit) aber ohne 位 i (Würde) werden zu viel Technik anwenden und geschlagen werden. Dies wird der Fehler von übermäßigem Gebrauch genannt.
  2. Solche mit 事 ji (Fähigkeit) aber ohne 理 ri (theoretische Prinzipien) werden, selbst wenn sie gewinnen, die Gründe nicht verstehen. Es gibt keine Stabilität in ihrem Sieg.
  3. Solche mit 位 i (Würde) aber ohne 理 ri (theoretische Prinzipien) werden verlieren aber das Resultat anzweifeln. Sie werden nicht über die Ereignisse nachdenken und sind hochmütig.
  4. Solche mit 位 i (Würde) aber ohne 事 ji (Fähigkeit) werden verlieren und erleichtert sein. Sie werden aufgeben, ohne darüber nachzudenken.
  5. Solche mit 理 ri (theoretischen Prinzipien) aber ohne 事 ji (Fähigkeiten) sind ängstlich und fürchten zu verlieren. Sie denken über die Fähigkeiten des Gegners nach, während sie keine haben.
  6. Solche mit 理 ri (theoretischen Prinzipien) aber ohne 位 i (Würde) fürchten sich besonders vor Niederlagen. Sie wissen nicht, was sie tun sollen und ihr Körper und Geist ist erstarrt.
    (Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (11) Nachdem man eine Person niedergestreckt hat, muss man sich den Bauch aufschneiden, um sich zu entschuldigen, dass man in seiner Pflicht versagt hat *

「Moshi kiraba, onore no hara wo mo kirikakite, Ten-Jin-Chi wo ayamari shi no tsumi wo shasu beshi.」(Heishū-Jirinden, Vol.1, Senbatsu iai myōmoku kayō no / Yukiai Mukō-no-tachi)
„Wenn wir eine Person niederschlagen, müssen wir unseren Bauch aufschneiden, um uns für unsere Schuld zu entschuldigen, da wir in unseren Pflichten gegenüber Ten-Jin-Chi (Himmel, Mensch und Erde) gescheitert sind.“

 Yukiai Mukō no Tachi bedeutet in der zu Lage sein, eine Situation jederzeit gut zu erfassen und die Vorbereitung nicht zu vernachlässigen. Wenn eine Person ohne Prinzipien ist und sich verräterischen Handlungen verschrieben hat, wer würde dann nicht wie eine Pinie in einem hässlichen Garten enden? Wenn man einer solchen Person unerwartet begegnet, kann man die Dinge nicht so lassen, wie sie sind, und man streckt sie am Ende nieder.
 Ursprünglich jedoch haben Himmel, Mensch und Erde (天 · 人 · 地 Ten-Jin-Chi) jeweils eigene Rollen. So böse eine Person auch sein mag, es ist die Aufgabe des Himmels, über eine Person zu urteilen. Als Person eine andere Person niederzustrecken ist ein Akt, der die Rolle des Himmels verletzt. Deshalb muss man, nachdem man jemanden niedergeschlagen hat, seinen Bauch aufschneiden, um sich für das Verschulden, die Rollen des Himmels, des Menschen und der Erde verletzt zu haben, zu verantworten.

*Den eigenen Bauch aufschneiden (腹を切る, hara wo kiru): eine Methode des Selbstmordes namens „切腹 seppuku“ oder „割 腹 kappuku“, die darin besteht, den Bauch mit einem tantō (Kurzmesser) aufzuschneiden. Es ist ein einzigartiger Brauch in Japan und wurde hauptsächlich von der Kriegerklasse praktiziert. Die Schönheit der Haltung und der Art und Weise, wie Seppuku ausgeführt wurde, brachte dem Krieger Ehre.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (12) Den Bauch aufschneiden, um sich dafür zu entschuldigen, dass man seine Grenzen überschritten hat

「Sabakubeki hito ni arazareba, sono seki wo kaerazu, jisatsu shite onore no kagyō wo aratame shasubeshi.」(Heishū Jirinden, Vol.1, Senbatsu iai myōmoku kayō noben / Kaerinuki-Kotegiri)
„Da es nicht die eigene Aufgabe ist, einen anderen zu töten, sollte man sich dafür entschuldigen, dass man seine Grenzen überschritten hat, indem man sich auf der Stelle umbringt.“

 Kaerinuki-Kotegiri bedeutet, dass in friedlichen und sorgenfreien Zeiten plötzlich etwas passiert. Wenn es Anzeichen dafür gibt, dass etwas passieren wird, ist es wichtig, es im Ansatz zu ersticken und es in irgendeiner Weise zu regeln. Auch wenn es nicht die eigene Aufgabe ist, dies zu tun, ist es wichtig, sich mit dem Geschehen direkt vor Ihren Augen zu befassen.
Aber selbst, wenn es darum ging, diese Situation zu bezwingen, oder wenn es sich um ein plötzliches Ereignis handelte, ist die eigene Rolle nicht diejenige, über andere Menschen zu urteilen. Darum sollte man sich für übertriebenen Handlungen entschuldigen und sich an Ort und Stelle umbringen.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (13) Sich für die Sünde der Unvorsichtigkeit entschuldigen, indem man sich den Bauch aufschneidet

 Fu tsutsushimi no fūgi no aru kara toshite, sono seki nite hara kiru beshi to nari.」(Heishū Jirinden, Vol.1, Senbatsu iai myōmoku kayō no ben / Hidari-zure Ura-gachi)
„Weil man eine gedankenlose Einstellung hat, sollte man sich den Bauch aufschneiden.“

 Hidari-zure Ura-gachi ist, wenn man von einem Vorgesetzten in dem Glauben, einen zum Verbündeten zu haben, mit vertraulichem Gespräch über eine böse Natur angesprochen wird. Wenn man von solchen Verschwörern angesprochen wird, sollte man sie beruhigen, indem man ihnen verspricht, dass man nicht die Worte dieser Diskussion preisgeben wird. Als nächstes ermahne man sie für ihre Sünden und beende ihre bösen Pläne.
Dann bedenke man die Tatsache, dass die eigene gedankenlose Haltung dazu führte, mit solch bösen Absichten angesprochen worden zu sein. Man muss sich vor Ort den Bauch aufschneiden, um sich für die Verbrechen der Gleichgültigkeit und der Ermahnung des Vorgesetzten zu entschuldigen.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (14) Wenn man nicht in der Lage ist, andere zu überzeugen, dann schneidet man sich den Bauch aufgrund der eigenen Fehler auf

「E nomikomasenu koto nareba, onore no ochido to shite sono seki de hara wo kirubeshi.」
(Heishū Jirinden Vol.1, Senbatsu iai myōmoku kayō no ben / Migi-zure Oshi-nuki)
„Da man nicht in der Lage ist, andere zu überzeugen, sollte man sich vor Ort aufgrund seiner Fehler den Bauch aufschneiden.“

 Migi-zure Oshi-nuki ist, wenn man von seinen Untergebenen mit einem Plan angesprochen wird, etwas zu tun, was man nicht machen sollte. In diesem Fall sollten man seine Untergebenen davon überzeugen, diesen Plan aufzugeben und den bösen Plan in eine gute Richtung lenken. Wenn die Gegen-partei nicht überzeugt werden kann (ihre Pläne aufzugeben), dann liegt es daran, dass man sie nicht erreichen und überzeugen kann. Also sollte man sich wegen seiner Schwächen vor Ort den Bauch auf-schneiden.
Wenn man als jemand betrachtet wird, der bereit wäre, an einem solchen Komplott teilzunehmen, müsste man dies als Schande für sich selbst betrachten und sich fragen, was für eine falsche Tat man begangen hat. Man sollte sich bei der anderen Partei entschuldigen.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

Jirinden (15) Warte und sei bereit jederzeit in Aktion zu treten, wie ein lauerndes Wildschwein

 Inoshishi no yuka ni husu katachi ni, nandoki mo kakeden to ashi-guae site matsu.」(Heishū Jirinden Vol. 1, Senbatsu iai myōmoku kayō no ben / Okkake-nuki Isononami)
„Warte und sei bereit, zu jeder Zeit in Aktion zu springen, wie ein Wildschwein, das auf der Lauer liegt.“

 Okkake-nuki Isononami ist in normalen Zeiten, in denen es absolut keine Anzeichen dafür gibt, dass irgendetwas passiert, wenn m an in der Lage ist, schnell zu reagieren und eine Situation schnell zu überwinden, wenn es denn zufällig dazu kommen sollte.
Genauso wie ein Wildschwein, das auf dem Boden lauert und mit seinen Füßen jederzeit sprungbereit ist, hält man sich strikt wachsam und wartet mit dem entschlossenen Gefühl, dass die eigene Reaktion und Verfolgung nicht verzögert wird.
(Präsentiert von Yuji Wada, Costantino Brandozzi, Rennis Buchner, Constantin von Richter)

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